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Bio-Diversität

Buntes Treiben auf Feldern und Weiden

Tiere auf der Weide. Äcker, auf denen zwischen dem Getreide bunte Blumen blühen. Dazu vielleicht sogar das Zwitschern einer Lärche: Landwirtschaftliche Bio-Betriebe sind für Pflanzen und Tiere so etwas wie Oasen. Sie bilden einen willkommenen Gegenpol zu Agrarsteppen, in denen immer mehr Energiemais auf immer größeren Flächen wächst, wo alles „Unkraut“ weggespritzt wird und Tiere zu Tausenden in fensterlosen Ställen stehen.

Bio-Landbau ist nicht nur die Basis für wertvolle und leckere Lebensmittel und ein Rezept gegen Einfalt auf dem Teller. Ökologisch bewirtschaftete Flächen sind erwiesenermaßen Refugien, in denen Pflanzen und Tiere dringend benötigte Lebensräume finden.

Da wären zum Beispiel die Wildpflanzen und Kräuter. Sie fühlen sich auf Bio-Flächen wohler, weil dort keine chemisch-synthetischen Unkrautvernichter eingesetzt werden. Zugegeben, auch der Bio-Bauer möchte natürlich, dass auf seinem Acker in erster Linie das wächst, was er angepflanzt hat. Aber viele Bio-Betriebe lassen am Rande ihrer Äcker Grün- und Blühstreifen stehen. Hier gibt es noch – oder wieder – die Hecken, im Norden traditionell „Knicks“ genannt. Sie brechen den Wind und schützen damit den Boden vor Erosion und bieten Vögeln, Igeln, Insekten & Co. Lebens- und Rückzugsräume. Mohn und Kornblume, Schafgarbe und wilde Kamille haben auf Bio-Flächen noch eine Chance. Wussten Sie, dass bundesweit jede zweite Art der Ackerwildkräuter in mindestens einem Bundesland auf der Roten Liste steht? Die intensive landwirtschaftliche Nutzung ist laut Bundesamt für Naturschutz ein wesentlicher Mitverursacher des Artenrückgangs. Bei Unsere Höfe im Norden engagiert sich zum Beispiel der Lämmerhof aktiv für wildartenfreundlichen Anbau.

Besonders wichtig sind alle Arten blühender Wildkräuter für Bienen. Sie haben es schwer, in den monotonen Kulturlandschaften Blüten zu finden, die ihnen Nektar und Pollen liefern. Auch Schmetterlinge brauchen Blumen. Auf Öko-Äckern werden sie fündig: Bei einer Zählung von offenen Blüten wurden auf Bio-Feldern im Durchschnitt 277 geöffnete Blüten pro Quadratmeter gezählt, auf konventionellen Vergleichsflächen waren es dagegen lediglich null bis drei, wie das Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen (KÖN) berichtet.

Nicht nur Wildpflanzen, auch Nutzpflanzen sind in ihrer Vielfalt bedroht: Noch vor 120 Jahren wuchsen auf Feldern und in Gemüsegärten verschiedenste Sorten, die an Boden und Region optimal angepasst waren. Heute werden global immer weniger Sorten angebaut. Im ökologischen Landbau wachsen zum Beispiel robuste, fast vergessene Getreidesorten wie Dinkel, Emmer und Einkorn. Sie bereichern nicht nur das kulinarische Angebot sondern auch die biologische Vielfalt.

Von der gesamten Vielfalt auf dem Bio-Acker profitieren wiederum die Tiere. Insekten wie Laufkäfer und Spinnen bereiten uns mit ihrem Anblick vielleicht nicht soviel Freude wie wilde Blumen. Aber sie haben eine höchst wichtige Funktion im Öko-System, ebenso wie alles, was in einem gesunden und humusreichen Ackerboden so alles krabbelt und wuselt. Der – ebenfalls auf der Roten Liste stehende – Feldhase fühlt sich hier wohl, weil Wildkräuter auf seinem Speiseplan ganz weit oben stehen und er genügend Verstecke und Rückzugsräume vorfindet. Vögel wie Feldlerchen, Rebhühner und Kiebitze schätzen Bio-Äcker aus den gleichen Gründen: Die Insektenfresser unter ihnen finden mehr Nahrung und Bodenbrüter können zwischen den weniger dichten Pflanzen geeignete Nistplätze finden.

Wie bei den Nutzpflanzen ist auf Bio-Höfen auch die Nutztiervielfalt größer. Viele Bio-Bauern engagieren sich für fast ausgestorbene Haustierrassen wie das bunte Bentheimer Schwein oder die weiße gehörnte Heidschnucke aus Niedersachsen. Das Bio-Engagement der Landwirte für die heimische Flora und Fauna, für traditionelle Gemüse-Genüsse und schmackhafte Haustiere ist aber noch weit mehr als ein Beitrag für lebenswertere Landschaften oder mehr kulinarische Vielfalt auf dem Teller.

Die meisten von uns leben heute in Städten. Unser Umfeld ist geprägt durch Technologie. Wir kaufen Lebensmittel im Supermarkt. Aber auch wenn es uns nur noch selten bewusst ist: Als Menschen sind wir auf funktionierende Öko-Systeme angewiesen. Wir brauchen Luft zum Atmen, Wasser zum Trinken, wir brauchen fruchtbare Böden, auf denen Pflanzen wachsen und die klimaschädliche Emissionen binden, Bienen, die unsere Nahrungspflanzen bestäuben. Die biologische Vielfalt unserer Heimat zu erhalten ist kein Luxus, sondern der beste Garant für unsere Zukunft. Nicht nur hier bei uns in Norddeutschland, sondern überall auf diesem Planeten.

 

Quellen/zum Weiterlesen:

www.boelw.de

www.oeko-fair.de

www.oeko-komp.de