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Rassen & Zucht - Tierwohl

Von Wollschweinen und Zweinutzungshühnern

Von Wollschweinen und Zweinutzungshühnern

Massentierhaltung, Hochleistungskühe, Kükenmord – drei von vielen Schlagwörtern, die dem Verbraucher medial um die Ohren gehauen werden. Das Bewusstsein für nachhaltig und ökologisch produzierte Lebensmittel ist geschärft und Alternativen werden vom Endverbraucher nachgefragt. Doch was sind die Alternativen, um den Bedarf an tierischen Erzeugnissen zu decken und warum sind diese unerlässlich für die Existenz der Landwirtschaft?

Die konventionelle Landwirtschaft setzt bei Ihrem Bestreben nach hohen Produktionsmengen bei Milchkühen auf sogenannten Hochleistungsrassen. Diese wurden eigens dafür gezüchtet, so viel Milch zu produzieren, wie nur möglich. Diese Hochleistungstiere ziehen einen veränderten und gestörten Kreislauf mit sich. Für ihre enorme Milchleistung brauchen sie Kraftfutter, haben dazu noch eine geringere Lebenserwartung und sind häufiger krankheitsanfällig. Kraftfutter und Tierarztrechnungen sind teuer, eine geringe Lebenserwartung bedeutete kurzfristiges und nicht nachhaltiges Wirtschaften.  Um den Verlust der Tiere auszugleichen, werden mehr Tiere angeschafft, die in Massen gehalten werden. Durch ihre physische Konstitution, mit den schweren Eutern und überbeanspruchten Gelenken, können sich die Kühe oft kaum bewegen und werden, selbst wenn sie wollten, eine Weide nicht ausreichend erkunden können.

Auch in Biobetrieben findet man noch Hochleistungskühe, die mehr Auslauf, ökologisches Futter und weniger Tierarztbesuchen auf ihrer positiven Seite verbuchen können. Dennoch ist es das langfristige Bestreben der Bio-Branche, eigene Züchtungen voranzutreiben, um auf Dauer robustere Tiere, die eine bessere Verträglichkeit und solidere Lebenserwartung haben, zu halten. Deutschlandweit gibt es einige Stierzuchtprojekte, bei denen männliche Tiere mit in den Kuhherden gehalten werden, um auf Dauer auch den Bereich der Besamung nachhaltiger und natürlicher zu gestalten und somit langfristig verschiedene Zuchtmethoden zu erforschen.

Die Einbindung von alten Haus- und Nutztierrassen ist hierbei ein wichtiger Bestandteil der Forschung. Während in den vergangenen Jahrzehnten alte Rassen durch neue Züchtungen ersetzt  wurden, damit zum Beispiel Schweine schneller wachsen und mageres Fleisch ansetzen, setzt man bei den neuen Züchtungsmethoden auf alte regionale Rassen, die von Haus aus widerstandsfähiger und robuster und somit weniger krankheitsanfällig sind. Bewusste Verbraucher schätzen die besonders hohe Qualität des aromatischen und fein marmorierten Fleisches. Die vom Aussterben bedrohten alten Nutztierrassen können auch nur überleben, wenn sie ihren Nutzen erfüllen können und gegessen werden. Daher ist die Vermarktung mit der entsprechenden Nachfrage der Endverbraucher entscheidend, ob diese Züchtungsmethoden Erfolg haben, denn nur wenn sich eine Züchtung und Haltung dieser Tiere auf Dauer auszahlt, ist sie für die Landwirte wirtschaftlich lukrativ und umsetzbar.

In der modernen Hühnerhaltung ging der Trend über viele Jahre zu den spezialisierten Hähnchen und Hühnern, die entweder für die Mast oder für die Eierproduktion gehalten wurden. Dieses entweder/oder hat zur Konsequenz, dass männliche Küken, die nicht für die Eierproduktion zu gebrauchen sind, nach dem Schlüpfen direkt getötet werden. Durch Projekte, wie die „Bruderhahn-Initiative-Deutschland“ wird diese Problematik in das Bewusstsein der Endverbraucher gebracht und ein Umdenken in der Politik und Landwirtschaft vorangetrieben. Neben der vom Endverbraucher subventionierten Aufzucht der männlichen Hähnchen als Fleischproduzent, ist auch hier die Züchtung von sogenannten Zweinutzungsrassen eine weitere Möglichkeit dieser Massentötung entgegen zu wirken. Alte Hühnerrassen sind oft bereits Zweinutzungshühner, die weniger Eier, aber dafür mehr Fleisch ansetzen, aber auch neue Züchtungen zeigen bereits vielversprechende Ergebnisse.

Jeder Verbraucher kann durch seine Wahl der Lebensmittel einen Betrag dazu leisten, in Zukunft Massentierhaltung oder Kükenmord entgegen zu wirken und den Tieren und tierischen Produkten eine andere Wertschätzung zu geben. Denn nur durch verändertes Nachfrageverhalten können und werden sich Gesetzmäßigkeiten des Marktes verändern und verbessern und Wollschweine, Sundheimer Hühner oder Angler Rinder eine Chance bekommen.