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Soziale Landwirtschaft

Inklusion

Bio-Höfe mit gesellschaftlichem  Auftrag

Soziale Landwirtschaft und Inklusion – zwei Schlagworte, die in den letzten Jahren stark mit der ökologischen Landwirtschaft in Verbindung gebracht wurden. Doch was bedeutet das eigentlich? Wie haben sich diese Themen in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt und was ist heute dabei zu beachten?

Generell kann man davon ausgehen, dass jede Form der Landwirtschaft entweder einmal soziale Landwirtschaft betrieben hat oder es immer noch tut – bewusst oder unbewusst. Auf vielen Bauernhöfen, ob ökologisch oder konventionell geführt, haben in der Regel noch vor einigen Jahrzehnten, mehrere Generationen unter einem Dach gelebt. Alleinstehende Tanten oder Onkels, als auch die geistig- oder körperlich beeinträchtigten Familienmitglieder waren Teil der Großfamilie und wurden in den Alltag auf dem Hof mit integriert. Ob als Hilfe auf dem Feld oder im Stall, beim zur Hand gehen in der Küche oder bei der Betreuung der jüngsten Familienmitglieder. Alle Generationen, mit oder ohne Beeinträchtigung, hatten ihre Aufgabe und taten ihren Teil zum Ganzen dazu – wenn es ein intaktes Hofleben war. Eine große Anzahl von Berichten aus der Zeit  zeigen aber auch die Kehrseite auf, in der Menschen, die nicht der Norm und den Ansprüchen der Gesellschaft dienten, einfach weggesperrt oder zumindest vom sozial Leben fern gehalten wurden.  

Mit den Jahren hat sich das Hofleben jedoch in vielen Teilen grundlegend verändert. Die jüngere Generation ist nach der Übernahme der Höfe zum Teil nicht mehr auf die Hilfe der Alten angewiesen. Hochmoderne Maschinen, Stallanlagen oder überarbeitete Prozesse lassen viele Arbeiten vom Büroarbeitsplatz oder dem Traktor aus erledigen. Auch durch die Betriebsaufgabe vieler kleinerer Höfe in den 1960er und 70er Jahren wurden Hofgemeinschaften auseinander gerissen. Die, die übrig waren landeten nicht zuletzt in den neu und modern errichteten Einrichtungen für Senioren oder Behinderte, in denen es eigentlich an nicht fehlen sollte, die aber auch bis heute eine enge Familienanbindung nicht ersetzen können. Oder aber die gerade in Rente geschickte Generation der Landwirte erhielt ihre Einliegerwohnung auf dem Hof und konnte oder musste seinen angeordneten Feierabend genießen.

Nicht wenige vertreten die Meinung, dass durch die strukturellen Veränderungen viele wichtige Dinge auf der Strecke geblieben sind. Werte zum Beispiel, die man in der heutigen Zeit nicht mehr als selbstverständlich nehmen kann:  Menschlichkeit, Solidarität, Offenheit für das Andere. Werte, die als Kulturgut bzw. –leistung der sozialen Landwirtschaft angesehen werden können.

Diese Kulturleistungen zu pflegen und fördern haben sich noch heute viele ökologisch geführte Betriebe auf die Fahne geschrieben. Zum einen bieten Bio-Höfe sinnvolle Arbeiten für Menschen an, die keine Kenntnisse in der Landwirtschaft mitbringen, auch entfallen potentielle Gefahrenquellen, da keine chemischen Pflanzenschutzmittel oder synthetische Dünger verwendet werden. Zum anderen sind es wichtige menschliche Aspekte, die Menschen mit Betreuungsbedarf ein lebenswerteres Leben und sinnvolle Arbeit auf dem Hof ermöglichen. Sicherlich ist es auch ein wirtschaftlicher und gerade existenzsichernder Punkt, denn viele Tätigkeiten auf den Biobetrieben erfordern Handarbeit und somit einen höheren menschlichen Einsatz. Hinzu kommen die von staatlicher Seite geleisteten Pflege- und Sozialsätze, die den immensen Aufwand bei der Betreuung unterstützen und so einen nicht unwichtigen Beitrag zur Grundsicherung vieler Höfe leisten.

Heute erfüllt die soziale Landwirtschaft noch zusätzliche gesellschaftliche Aufträge, denn im Vergleich zu den Anfängen der sozialen Landwirtschaft kümmert man sich auch um die Personengruppen, denen in der Vergangenheit keine Alternative geboten wurde,  nämlich kriminellen, suchtkranken oder sozial benachteiligten Personen. Heute sind Vorsorge, Inklusion, Rehabilitation, Bildung und mehr Lebensqualität die wichtigsten Aspekte der sozialen Landwirtschaft und aus unserer heutigen Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Dennoch steht dieser Bereich erst noch am Anfang und sollte und muss in den nächsten Jahren einen noch höheren Stellenwert in unserer Gesellschaft bekommen.

Jeder, der Interesse an den Angeboten der sozialen Landwirtschaft hat, ob als aktiver Senior, der sich gerne mit einbringen möchte, oder als interessierte Eltern, die an einem Besuch der Schul- und Kindergartenbauernhöfen interessiert sind können mitmachen. Sprechen Sie direkt mit den Höfen und besuchen sie das Angebot vor Ort, um auch in Zukunft die Werte der sozialen Landwirtschaft an die nächsten Generationen weiterzugeben.